2.1 Sprachen in Berlin
In Berlin werden viele Sprachen gesprochen. Wie viele genau? Angeblich 103. In manchen Kiezen oder gar Stadtteilen überwiegen schon so manche. Somit ist Berlin eine mehrsprachige Stadt.
Berlinisch oder Berlinerisch gibt es auch noch. „Metrolekt“ heiß es eher und bedeutet dann eine in großstädtischen Zentren aus einer Mischung vieler unterschiedlicher Mundarten entstehende Stadtsprache. Diesen kennen ja nur Einheimische, die Minderheit also. Verbunden wird es oft mit derben, aber herzlichen Humor. Arno K., gebürtiger Weißenseer und mit über 80 Jahren aktives Mitglied des SprachCafés, früher Lehrer und passionierter Kabarettist, lässt uns immer wieder in den Genuss des gepflegten Berlinerischen kommen. Ein großer Dank dafür, lieber Arno!
Anne K. macht ihren Gesprächspartner*innen gleich deutlich: Sie möchte nicht minderwertiger behandelt werden, wenn sie berlinert. Sie sagt, auch intelligente Menschen können doch auf ihr Berlinerisch stolz sein! Wa? Das hört sich doch so echt an…
Die neusten Nachrichten aus den Medien: Einige wenige Vokabeln aus dem Berlinerischen, z.B. „icke“, wurden in das Standard-Werk der deutschen Sprache „Duden“ aufgenommen! Es ist ein Ausdruck der Gleichberechtigung mit anderen Dialekten, ein Erfolg für stolze Berliner*innen!
Hochdeutsch ist die Standardsprache in Berlin. Parallel möchte die Mehrsprachigkeit immer mehr als moderne Normalität betrachtet werden. Gelebtes Weltbürgertum sagen manche, denn Sprachen werden zunehmend als Schatz betrachtet. Hauptsächlich Türkisch, Polnisch, Serbokroatisch, Russisch, Französisch und Italienisch sind hier an der internationalen Spitze. Englisch und wohl Spanisch überwiegen an touristischen Orten der Stadt. „Stadtsprachen“ heißt ein sich gerade in der Kulturszene etablierendes Literaturfestival, kreiert von zwei- und mehrsprachigen Autor*innen. Ist das nicht großartig? Zweisprachige Paare trainieren hier tagtäglich ihre Diversität, experimentieren miteinander mit ihrem Können, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, mit Liebe geht das ja wohl am besten! [1].
Die Stadt braucht aber noch mehr Strukturen für die Beteiligungskultur. Das Denken „Das sind wir“ ist ein Prozess für Berliner*innen. Ein geeignetes Werkzeug für Stadtmarketing?[2]
Die Ost-West-Trennung der Stadt wird hin und wieder unterschiedlich diskutiert. In manchen Bereichen ist sie kaum zu merken, in anderen wiederum sehr deutlich. Auf der sprachlichen Ebene doch irgendwie immer noch vorhanden: die Europa-Schulen, die Berlin bietet, befinden sich in seinem westlichen Teil. Wenn es um Mehrsprachigkeit geht, ist das ein wichtiger Punkt in der Debatte, in der es um die praktische Umsetzung der Synergien der Mehrsprachigkeit geht. Die Strukturen der mehrsprachigen Schulen und Kitas decken sich keineswegs mit der Karte der Zuwanderung in der Stadt. Im Schnitt sind an Berliner Schulen 12 Sprachen vertreten, an manchen sogar über 30!
In Deutschland gibt es auch die leichte Sprache[3] die im Kontext der Zuwanderung entwickelt wurde: „Die Universität Hildesheim untersucht Leichte Sprache. An der Universität Hildesheim arbeitet Christiane Maaß. Christiane Maaß ist Professor für Sprache.Deshalb kennt sich Christiane Maaß mit Leichter Sprache gut aus. Wir haben mit Christiane Maaß über Leichte Sprache gesprochen.“
Die Blogautorin ist in Polen geboren, Germanistin, Sprachdozentin, Übersetzerin sowie Initiatorin des SprachCafés Polnisch als Modellkonzeptes lokaler sozialer Initiativen: www.sprachcafe-polnisch.org. Nach Studienjahren in Leipzig zog sie 1990 nach Berlin. Seit 2000 lebt sie mit ihrer Familie zusammen im grünen Norden der Großstadt, in Pankow. Gerade hier entdeckte sie ihre Vorliebe zur Fotografie sowie zu anderen visuellen Formen neu. In ihrem kreativen Alltag wird sie auch vom dichterischen und erzählerischen Wort begleitet. Beide Sprachen betrachtet sie als Inspiration füreinander. „Begegnungen sind wichtig“ heißt das Motto der vielen gelebten Jahre in anregender Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Generationen. https://agakoch.wordpress.com/ Dieser Blog ist eine Ankündigung einer umfangreicheren Publikation. Austausch hierzu, Ideen und neue Anregungen sind gern willkommen: a.koch@sprachcafe-polnisch.org.