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1.4 Die Besonderheiten (I)

Lange Zeit war ich, wenn auch unbewusst, auf der Suche nach einem Herzstück der Stadt. Vorbilder der klassisch erbauten Städte, mit einem Markt im Zentrum, um diesen herum sich eine Stadt oft ja über Jahrhunderte gründete, treffen für Berlin nicht zu. Die Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg und der Mauerbau 1961, schufen die Notwendigkeit, zwei Stadtzentren zu errichten. Der Fall der Mauer brachte dann eine neue Entwicklung. Der Potsdamer Platz, der Bereich um das Brandenburger Tor, den Reichstag und den heutigen Hauptbahnhof verkörpern deutlich diese Dynamik des Stadtbildes. Aufregend. Anfang der 90-er, als ich von Bebauungsplänen für diese „neue Mitte“ hörte, den Potsdamer Platz, der ja von der Mauer so zerrissen war, hielt ich sie für absurd. Wo hätte die Seele für diesen Stadtteil herkommen sollen? Von Büros und Einkaufszentren? Nein, aber von den dort angesiedelten Kultur-Orten. Das hat geklappt. Auch hier trifft es also zu: Menschen schaffen Orte.


An Bedeutung haben Berliner Kieze wohl aber nicht verloren. Die Bezeichnung Kiez sei eine Berliner Erfindung. Da kann man in konzentrierter Form all das zu sehen bekommen, was einen Ort für eine Community schafft und was sich sonst schnell verflüchtigt. Mal sind es Penner, Obdachlose, sozialschwache Migrant*innen, die an einem Eck herumlungern, mal sind es wunderschöne Straßencafés und schicke kleine Läden, mal sind es Spielplätze mit Kindern, die wie Ameisen gerade das Terrain für sich ergründen. Andere Kieze beherbergen noch an ihren zentralen Plätzen einen Wochenmarkt. Dort können dann u.a. besonders frische Lebensmittel aus der Region besorgt werden (solch eine Lieferung kann auch frei Haus realisiert werden), Bio-Ware und bewusste Ernährung stehen hoch im Kurs. Menschen im Kiez kennen sich oft untereinander, wenn auch nur flüchtig, und versuchen zusammenzuhalten, wie auch immer. Das lokale Prinzip hat in einer Großstadt einen großen Wert. Die meisten Menschen sind aber tagtäglich in der ganzen Stadt unterwegs: mit der S-Bahn, mit der kultigen BVG - Berliner Verkehrsgesellschaft (U-Bahn & Tram & Bus), mit dem Auto oder mit dem Rad. Wenn es nur geht, ist das Fahrradfahren an der ersten Stelle, auch zur Winterzeit, denn Schnee liegt hier selten und wenn schon, dann nur kurz. Ich bin wohl fahrradabhängig, stellte ich vor kurzem fest.


 

Die Blogautorin ist in Polen geboren, Germanistin, Sprachdozentin, Übersetzerin sowie Initiatorin des SprachCafés Polnisch als Modellkonzeptes lokaler sozialer Initiativen: www.sprachcafe-polnisch.org. Nach Studienjahren in Leipzig zog sie 1990 nach Berlin. Seit 2000 lebt sie mit ihrer Familie zusammen im grünen Norden der Großstadt, in Pankow. Gerade hier entdeckte sie ihre Vorliebe zur Fotografie sowie zu anderen visuellen Formen neu. In ihrem kreativen Alltag wird sie auch vom dichterischen und erzählerischen Wort begleitet. Beide Sprachen betrachtet sie als Inspiration füreinander. „Begegnungen sind wichtig“ heißt das Motto der vielen gelebten Jahre in anregender Vielfalt der Kulturen, Sprachen und Generationen. https://agakoch.wordpress.com/ Dieser Blog ist eine Ankündigung einer umfangreicheren Publikation. Austausch hierzu, Ideen und neue Anregungen sind gern willkommen: a.koch@sprachcafe-polnisch.org.


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